Review< Zurück 07.02.2010
Von Stephanie Neubauer
Wo Menschlichkeit der Produktivität weichen muss sind Manager nicht weit. Und so kommt es dass Arbeitslose in spe von einem Computerkastl erfahren dürfen, dass Arbeitsplatz, monatliche Lohnzahlungen und somit auch die Zukunft (für die Kinder) ab sofort passé sind. Klasse: So einfach und schmerzlos geht das heutzutage.
Aber einmal ganz von vorne... denn ein Fan von der neuen Prozedur ist Ryan Bingham (George Clooney) – Profikündiger von Beruf – wahrlich nicht. Ist er doch derjenige der dem Manager, der zwar großartige Entscheidungen treffen kann, aber beim Kündigen seiner Mitarbeiter am liebsten winselnd in der Ecke hockt, die Drecksarbeit abnimmt und jemandem den er noch nie in seinem Leben gesehen hat, erklären muss, dass das beschauliche Angestelltendasein nun ein Ende hat.
Und da so ein Rauswurf, seiner Vorstellung nach, zumindest persönlich erledigt werden muss, fliegt Ryan schon mal gerne durch die gesamten Staaten und sammelt Tränen und vor allem Meilen. Das hat zwei Vorteile, 1. muss er sich somit nicht alleine in seiner Ein-Zimmer-Wohnung langweilen, und 2. hat er dadurch die Möglichkeit als 7. der Welt in den 10-Millionen-Meilen-Frequent-Flyer-Club aufgenommen zu werden.
Doch der Road-Trip steht vor dem Ende sobald die junge Natalie Keener (Anna Kendrick) von Ryan's Firma angeheuert wird und schon bald selbstentworfene Einsparungsmaßnahmen präsentiert - Kündigung per Mausklick. Die Vorteile liegen auf der Hand: Einsparungen an allen Seiten, keine unnötige Fliegerei mehr, keine Hotelrechnungen und weniger Einsatzkräfte. Einzige Investition: Ein Computer, ein Headset, eine gute Internetverbindung, praktisch in jedem gut sortierten Haushalt zu finden. Soziale Fairness und Respekt finden in Natalie's Denkprozedere keinen Eingang.
Da Ryan solche Maßnahmen nicht billigen will (kriegt er ja sonst seine Meilen nicht zusammen) nimmt er Natalie für Schulungszwecke zu seinen nächsten Aufträgen mit, denn die unerfahrene College-Absolventin hat keine Ahnung wie Kündigungen ablaufen.
Der Film gibt Einblicke wie sich Menschen fühlen wenn sie knapp 50 sind und wissen, wenn die Kündigung kommt (und zwar meist aus Einsparungsgründen) geht die Chance einer gesicherten Zukunft. Und gegenüber sitzt jemand den/die das (fast) kalt lässt, denn einerseits kennt er/sie die Person nicht, andererseits ist es verdammt noch mal sein/ihr Job der nunmal zu tun ist.
Aufgrund der Tatsache, dass schon alleine die Berufssparte einen Würgereiz bei mir auslöst (ja, ich bin der Meinung auch in einer arbeitsteiligen Welt kann mann seinen Mitarbeitern etwas Respekt entgegenbringen und nicht alles delegieren) kann ich den Protagonisten kaum Sympathie entgegenbringen. Die soziale Kälte die sie durch ihren Job annehmen überwiegt einfach und die nette Familienstimmung, Liebeskummer und sonstige Wehwehchen kann das dann auch nicht mehr wirklich wettmachen. Auch nicht George Clooney, der noch immer verdammt sexy ist und wiedermal mit seinem Charme spielt.
Und für alle die den Film doch noch gerne sehen wollen, darf ich noch verkünden, dass einem hier und da doch ein Schenkelklopfer auskommt und einer netten Komödie à la Hollywood entspricht und der Soundtrack ist auch wirklich fabelhaft!
Meine Wertung: |
|
Bei uns müssen Cineasten nicht fasten! Hier erwartet euch Filmkritik wie man sie sonst nirgends lesen kann. Rede- und pressefrei liefern euch die kleinen Kinomos unregelmäßig aber unangepasst Reviews, Previews, Feature-Mos und ein dreistes Etwas zu einem ausgewählten kulturellen Spezialbock, der irgendwo auf der Welt geschossen wurde.
Impressum:
'Der dreiste kleine Kinomo' ist die non-profit Blogging-Plattform des Dreistil Filmverein (Graz, ZVR 262411928).